31. August 2023
Darf ich um diesen Tanz bitten?
Ein Gespräch mit Dr. Alex Jakob Kilbertus, Dermatologe aus Wels (Oberösterreich)
Dr. Alex Jakob Kilbertus praktiziert – neben seiner Tätigkeit als Lektor an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität in Linz – seit 2020 als Hautarzt in seiner Wahlarztordination „Dermatologie Kilbertus“ in Wels.
Durch seine langjährige Tätigkeit am Kepler Universitätsklinikum kann Dr. Alex Jakob Kilbertus auf einen großen Erfahrungsschatz im Bereich Hautkrebs zurückgreifen. Neben chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis und Urtikaria liegen die Behandlungsschwerpunkte auch auf Allergien und Autoimmunerkrankungen. Dazu kommen Expertise in der pädiatrischen Dermatologie aus der Kinderklinik Linz und eine Ausbildung als Neurodermitis-Trainer.
Durch diesen spannenden Werdegang konnten wir nicht auf ein Interview mit ihm verzichten, wobei uns Dr. Kilbertus einiges über sich selbst sowie über seine tägliche Arbeit mit Patientinnen und Patienten in Kombination mit der FotoFinder Technologie verriet.
FF Wie kam es zum Highschool-Abschluss in Chicago und ab wann entwickelte sich Ihr Interesse an der Dermatologie?
Dr. Kilbertus Dazu kam es als Austausch in der Abschlussklasse, wo ich ein ganzes Schuljahr in Chicago verbrachte. Eine super Erfahrung, weil man sich sprachlich weiterentwickeln konnte und der kulturelle, nach wie vor sehr rege Austausch mit der Gastfamilie geblieben ist. Das war schon eine sehr prägende Zeit für mich.
In die Dermatologie bin ich eigentlich ein bisschen reingestolpert. Ich habe mir nie gedacht, dass ich etwas mit Derma machen würde, da ich zuerst in der Allgemeinmedizin tätig war. Durch die Turnusrotation macht man in Österreich alle Fächer durch, somit stand dieses Fach ebenfalls auf dem Programm.
Ich weiß noch, als ich zu meiner damaligen Freundin und heutigen Frau gesagt habe: „Ah super, jetzt komme ich morgen zu den stinkenden Füßen und offenen Beinen, das kann was werden.“ [lacht]
Nach einer Woche war ich durch die vielen Facetten von Derma, das nette Team und den guten Chef aber voll begeistert. So bin ich dann hängen geblieben.
FF Wie ist Ihre Tätigkeit als Lektor am Kepler Universitätsklinikum in Linz und aus welcher Motivation heraus erfolgte der Schritt zur Eröffnung der eigenen Ordination?
Dr. Kilbertus Das hat sich ergeben, als in Linz das Kepler Universitätsklinikum gegründet wurde. Dort durfte ich über das Fach Dermatologie den Unterricht halten und erfreulicherweise unterrichte ich dort die Studierenden immer noch. Es ist recht spannend und macht mir irrsinnig Spaß, weil die junge Generation so wissbegierig ist.
Die Idee der eigenen Ordination war schon seit Beginn des Studiums im Hinterkopf. Ich bin ein Mensch, der gerne länger mit Patientinnen und Patienten spricht und sich über eine kontinuierliche Betreuung freut – also einen engen Kontakt, gerade bei chronischen Erkrankungen oder Tumorerkrankungen, bei denen das persönliche Gespräch ein ganz wichtiger Bestandteil der Therapie ist.
Und so habe ich 2020 meine Ordination als Wahlarzt gegründet.
FF Welche Leistungen bieten Sie in Ihrer Ordination an und welche Tätigkeiten bereiten Ihnen besonders große Freude?
Dr. Kilbertus Das ist ja das Schöne an unserem Fach, dass ich eigentlich das volle Spektrum der Dermatologie für Jung und Alt anbieten kann. Von klassischer Muttermalvorsorge über Behandlungen von chronischen, entzündlichen oder Autoimmunerkrankungen und die pädiatrische Dermatologie bis zur Lasermedizin oder auch ästhetischen Eingriffen.
Eigentlich ein sehr buntes Bild, was mir Spaß macht, und das genieße ich auch sehr.
FF Bei welchen Leistungen unterstützt Sie das System von FotoFinder und wie wirkt es sich auf Ihre Patientinnen und Patienten aus?
Dr. Kilbertus Der FotoFinder ATBM master ist von Beginn an eines meiner Hauptstandbeine. Der Muttermalcheck ist grundsätzlich sehr zeitaufwendig und man hat Verantwortung, da es immerhin um gefährliche Melanome geht. Mit so einem System bin ich zu einer genauen Diagnose fähig, die technisch unterstützt und standardisiert ist. Und das ist insofern klasse, weil ich durch diesen Vorgang den Patientinnen und Patienten mehr Sicherheit garantieren kann.
Es ist nett zu sehen, dass die Leute von diesem Muttermalscan sehr begeistert sind. Viele kommen gezielt wegen des ATBM master Systems.Für Patientinnen und Patienten mit dysplastischem Naevus-Syndrom, welche wirklich Tausende atypische Muttermale haben, ist das FotoFinder System perfekt.
FF Was ist ausschlaggebend für einen guten Workflow und wie setzen Sie diesen in Ihrer Praxis um?
Dr. Kilbertus Allgemein ist ein Total Body Mapping eine sehr ausführliche Untersuchung. Sie braucht schon eine gewisse Zeit. Und diese Art Zeit – also wie viel Zeit ich tatsächlich als Arzt am Patienten verbringe – das ist der wichtigste wirtschaftliche Faktor.
Bei mir ist es so, dass der Termin für die Muttermalvorsorge entweder telefonisch oder online zu vereinbaren ist. Mit einer gewissen Vorinformation kommen die Patientinnen und Patienten in die Ordination und meine Assistentinnen starten mit dem Prozess im „Muttermalkämmerchen“.
Vor der Untersuchung gibt es eine Einmal-Unterwäsche, damit möglichst viel Körperfläche zu sehen ist, denn die Gesäßbacken sind große Zonen am Körper und sollten somit auch frei sein.
Zum Start des Total Body Mappings, das meine Assistentinnen durchführen, sage ich immer „der Balletttanz“, da die Patientinnen und Patienten sich zwei Mal im Kreis drehen müssen. [lacht] Danach werde ich hinzugeholt.
Mit der Mosaikansicht lege ich die vorsortierten auffälligen Läsionen ganz nach oben. Nach der Auswahl erfolgen auflichtmikroskopische Aufnahmen. Das finden die Leute ganz faszinierend, wenn sie die Muttermale in dieser enormen Vergrößerung sehen.
Nach den Aufnahmen mache ich Detailanalysen und verwende den Moleanalyzer pro. Wenn anschließend die Patientin oder der Patient zu mir in den Beratungsraum kommt, besprechen wir das Ergebnis. Also ist etwas zu entfernen oder ist alles im grünen Bereich, auch beim AI-Score?
Folglich bedeutet das eine effektive Patientenzeit von zehn Minuten, weil ich im Workflow vieles an meine Assistentinnen übergebe. Das heißt, der Workflow muss so gestaltet werden, dass ich selbst möglichst wenig Zeit brauche, aber die Patientinnen und Patienten trotzdem genügend Zeit für die Untersuchung bekommen.
FF Sie arbeiten mit FotoFinder wireless. Welche Veränderungen brachte diese Investition mit sich?
Dr. Kilbertus Die Muttermale anzuschauen, unabhängig wo sich die Patientinnen und Patienten gerade befinden, ist echt praktisch.
Beispielsweise im OP, wenn man eine Exzision vereinbart hat, öffne ich zur Sicherheit die App vor Ort. Das bietet einfach eine wahnsinnige Zeiteffizienz, wenn ich nicht an einen speziellen Raum gebunden bin. Vor allem aber auch die Arbeit mit dem handyscope. Diesen Aufsatz verwende ich zwischendurch für eine Schnelldokumentation von einzelnen, auffälligen Muttermalen.
Dazu kommt, dass ich das dann sofort in der FotoFinder Universe App und auch im Patientenmanagementsystem sehe. Es ist eine Komplettlösung, und da muss ich nicht wieder auf etwas anderes zurückgreifen, weil alles sehr durchdacht ist.
FF Wie sollten in Ihren Augen der Besuch beim Hautarzt und der Hautcheck in zehn Jahren aussehen?
Dr. Kilbertus Wir haben mit der Haut als größtem Organ den Vorteil, Hautveränderungen in jeglicher Form zu sehen. Eigentlich sehr prädestiniert für bildgebende Software bzw. Machine-Learning-Systeme.
Meine Idealvorstellung wäre, wenn die Patientinnen und Patienten keinen gezielten Termin beim Hautarzt mehr ausmachen müssten, sondern dorthin gehen könnten, wo ein Röntgenscan steht, wie man ihn vom Flughafen kennt. Die Leute gehen durch diesen Scan und die Software erkennt alles zuverlässig und automatisch, ohne Auflichtmikroskopie.
Als Arzt schaust du dir dann nur die Übersichtsaufnahmen an und erkennst, ob das eine suspekte Läsion ist oder nicht. So bliebe uns wiederum mehr Zeit für die Behandlung.
FF Gibt es etwas in Ihrer bisherigen Laufbahn als Dermatologe, an das Sie bis heute zurückdenken?
Dr. Kilbertus Für mich sind es zwei Sachen, an die ich immer wieder denken muss.
Zuerst das Positive: Ich blicke auf viele erfreuliche Ereignisse zurück, auch in der Ausbildungszeit. Der Augenöffner in meiner beruflichen Laufbahn war mein Abteilungsleiter Professor Auböck in Linz. Als Mentor hat er mich für dieses Fach so begeistert, dass ich in meiner eigenen Ordination gelandet bin – und dafür bin ich sehr dankbar.
Aber leider merkt man sich die negativen Geschehnisse fast besser. Ich für mich muss an einen jungen Patienten denken, der tatsächlich an einem Melanom verstorben ist und eine Familie mit zwei Kindern hinterließ. Es gilt also, das Melanom früh zu erkennen, und darum freue ich mich über die Systeme von FotoFinder, über prinzipiell jeden technischen oder wissenschaftlichen Fortschritt, um solche Fälle möglichst zu vermeiden.
Servus, Herr Dr. Kilbertus!
Mein Morgenritual besteht aus …
den Wecker einmal weiterdrücken. [lacht]
Dermatoskopie ist für mich …
spannend und sorgt immer wieder für Überraschungen.
Am meisten liebe ich an meinem Beruf …
die Abwechslung.
Mein Berufswunsch als Kind war …
Formel-1-Fahrer.
Am Sonntag findet man mich …
bei einem gemeinsamen gemütlichen Frühstück mit den Kindern.
Für die Zukunft wünsche ich mir …
viel Freizeit und entspannte, glückliche Patientinnen und Patienten.
Die Österreicher-Frage: Speckknödel oder Kaiserschmarrn?
Kaiserschmarrn. Hahaha! [lacht]