01. Dezember 2022

It’s a match!

Prof. Dr. med. Hjalmar Kurzen über seine Leidenschaft für die Dermatologie und
den ausgefeilten FotoFinder Workflow in der Praxis.

Prof. Dr. med. Hjalmar Kurzen ist Facharzt für Dermatologie und Spezialist für Lasermedizin. Nach seinem Studium an den Universitäten Heidelberg und Mannheim – mit Studienaufenthalten in Montpellier, Indianapolis und Stockholm – sowie der Facharztausbildung und Habilitation an der Hautklinik der Universität Heidelberg war er Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Mannheim.

Seit 2008 führt er zusammen mit seiner Frau Dr. med. Marina Kurzen das Haut- und Laserzentrum in Freising bei München, eine Praxis für dermatologische Vollversorgung mit rund 540 Quadratmetern über zwei Stockwerke.

Hjalmar Kurzen ist Vorsitzender des bundesweiten Netzwerks aktiver Dermato-Onkologen onkoderm e. V., Mitglied in zahlreichen nationalen und internationalen dermatologischen Gesellschaften und Verfasser von mehr als 50 Fachpublikationen. Im Interview verrät er, welche Momente ihn in seiner Laufbahn geprägt haben und welche Rolle die FotoFinder Systeme in seinem Praxisalltag spielen. 

FF Herr Prof. Dr. Kurzen, wie kamen Sie zur Dermatologie?

Prof. Dr. Kurzen  Nun ja, so ein Medizinstudium dauert schon recht lange – man verliert leicht den Überblick, wie man da eigentlich hineingeraten ist. In meinem vierten Studienjahr, dem Erasmusjahr in Montpellier, hat sehr viel praktischer Unterricht mit Patientenkontakt stattgefunden. Ich habe das sehr geschätzt!

Zuvor konnte ich mir nie vorstellen: Was macht ein Dermatologe, ein Kinderarzt oder ein Augenarzt eigentlich jeden Tag? Ich lernte viele Fachbereiche kennen – von der Allergologie über OPs bis hin zu komplizierten Narben – und das war für meine Entscheidung, Dermatologe zu werden, sehr hilfreich. Ich wollte ein Fachgebiet, das mir auch nach vielen Jahren noch Freude und vor allem Vielfältigkeit bietet.

Und auch heute ist es noch so: Ich wechsle in meiner Praxis vom Basaliom zu Botox, zur Vorsorge, zur Proktologie, zur OP, und ich habe einen unglaublich abwechslungsreichen Tag – mit dem Abschluss, dass man sieht, was man erreicht hat. Und genauso abwechslungsreich sind die Personen, die ich versorge. Ich habe täglich Kontakt zu nahezu jeder Altersgruppe, jedem Geschlecht und jeder Orientierung – auch über einen längeren Zeitraum hinweg.

Ein weiterer wichtiger Punkt, warum ich heute Dermatologe bin, ist, dass ich in meiner Ausbildung das Glück hatte, immer gute Vorbilder und gute Lehrpersonen zu treffen. Ich war zur richtigen Zeit an den richtigen Stellen.

FF Sie waren während Ihres Studiums im Ausland. Welche Eindrücke konnten Sie dort sammeln?

Prof. Dr. Kurzen  Wie schon gesagt hat mein Auslandsaufenthalt maßgeblich zu meiner Entscheidung für das Fach Dermatologie beigetragen. Später haben mich meine praktischen Jahre in den USA und Schweden menschlich sehr geprägt. Diese außerordentliche Freundlichkeit, Unkompliziertheit und Offenheit der Menschen dort sind mir im Bewusstsein geblieben.

See one, do one, teach one – ein Leitsatz der Amerikaner – hatte sehr großen Einfluss auf meine berufliche und menschliche Karriere. Als ich wieder in Deutschland war, stand fest: Ich werde dies ebenfalls so leben.  

FF Sie sind nun seit mehr als 15 Jahren praktischer Dermatologe und seit 2008 zusammen mit Ihrer Frau Praxisinhaber. Wie sieht ihr Praxisalltag aus? Was hat sich im Laufe dieser Zeit geändert?

Prof. Dr. Kurzen  Zur Zeit der Praxisöffnung habe ich vieles selbst organisiert. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, einen Businessplan erstellt, nach der richtigen Location gesucht – die Technik musste stimmen, welche Geräte eignen sich – und alles, was wir uns ausgedacht haben, haben wir bei Weitem übertroffen! Heute sehe ich mich als Vollversorger in Sachen Haut für die Freisinger Bevölkerung mit dem Ziel, die nicht-invasive Diagnostik mit FotoFinder bis hin zur Optischen Kohärenz-Tomografie weiter auszubauen. Durch meine Weiterbildungsassistentinnen hat sich mein Praxisalltag geändert. Wir versuchen, unser Wissen und unsere Fähigkeiten bestmöglich weiterzugeben und auch zu delegieren. Da bieten sich unsere FotoFinder Systeme natürlich an.  

FF An welche schönen Momente erinnern Sie sich gerne zurück?  

Prof. Dr. Kurzen  Da fällt mir eine 22-jährige Patientin mit Schuppenflechte ein. Wir haben sie mit modernen Biologika behandelt. Als sie sich zum ersten Mal bei uns vorstellte, war sie am ganzen Körper übersäht mit Schuppenflechte und schon nach kurzer Zeit war alles weg. Sie sagte mir, ich könne mir nicht vorstellen, was das für sie bedeute.

Dieser Satz fasst genau das zusammen, was auch bei vielen anderen Patientengesprächen gesagt wird. Gerade in so einer empfindlichen Lebensphase ein normales Leben führen zu können und nicht von einer Krankheit den Takt diktiert zu bekommen, bedeutet einfach alles. Wenn ich in der Lage bin – durch meine Entscheidungen und durch die Wahl des richtigen Medikaments – jemandem ein normales Leben zu ermöglichen, ist das genau der Grund, warum ich Arzt geworden bin.

FF Gab es auch Situationen, in denen Sie am liebsten alles hingeworfen hätten?

Prof. Dr. Kurzen  Natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen man sich ärgert, aber dieser Ärger verschwindet nach ein paar Tagen wieder. Sobald ich in meiner Praxis bin, fühle ich mich wohl. Hier bin ich in Form und tue das, was ich gerne tue.

FF Seit wann arbeiten Sie mit FotoFinder?  

Prof. Dr. Kurzen  Wir haben FotoFinder direkt von Beginn an installiert, denn es war klar, dass wir dieses System benötigen. Und seitdem sind wir auch dabei geblieben. Heute arbeiten wir mit insgesamt vier FotoFinder Systemen, davon ein ATBM master. Die Entwicklung der FotoFinder Technologie ist mit den Jahren stetig besser geworden. Es ist immer witzig, wenn ich die heutigen dermatoskopischen Fotos mit denen von vor zehn Jahren vergleiche und mich frage: Wie bin ich damals zurechtgekommen? Was habe ich in den Fotos gesehen? Die Qualität der Bilder ist mit den Jahren erheblich besser geworden! Ich bin ebenfalls sehr dankbar über die heutige Datenlage, die nachweist, was wir mit FotoFinder erreichen können.  

 

Wir untersuchen zwischen 200 und 300 Patienten pro Monat.

FF Wie viele Patienten untersuchen Sie mit dem FotoFinder?

Prof. Dr. Kurzen  Wir untersuchen in unserer Praxis zwischen 200 und 300 Patienten pro Monat – davon jeweils ungefähr 90 Personen durch eine meiner Assistentinnen und meine Frau.

Ich versorge unsere Privatpatienten und mache zwischen fünf und zehn Untersuchungen pro Tag, je nachdem, ob ich operiere oder nicht.


FF Wie sieht ein Hautcheck mit FotoFinder im Haut- und Laserzentrum aus?  

Prof. Dr. Kurzen  Hier unterscheide ich klar, ob jemand zum ersten Mal in meine Praxis kommt oder für eine Folgeaufnahme da ist.

Seitdem ich den ATBM master habe, gehe ich bei der Erstsitzung wie folgt vor: Ich sehe mir den Patienten mit bloßem Auge an. Anschließend werden von meinem Personal die Aufnahmen gemacht. Dann komme ich dazu und sehe mir als Allererstes die über 20 Ganzkörperfotos an – zusammen mit der zu behandelnden Person. Hier zeige ich, was alles vom Gerät markiert wurde, und vergrößere Läsionen stark – was beim ATBM master durch die hohe Auflösung möglich ist.

Anschließend nutze ich die Mosaikansicht anhand der Größensortierung. Das ist eine unglaubliche Hilfe, denn dieses Heraussortieren der einzelnen Läsionen schafft große Übersichtlichkeit und man sieht die Ähnlichkeit der Muttermale. Und genau diese Ähnlichkeit gibt mir Sicherheit. Ich suche diejenigen heraus, die anders aussehen. Diese werden markiert und zusätzlich videodermatoskopisch untersucht. Wenn nichts Akutes dabei ist, wird ein Folgetermin in einem Jahr vereinbart.

Bei der Folgesitzung gehe ich gleichermaßen vor, also zuerst das Body Mapping und die Dermatoskopie der auffälligen Läsionen. Anschließend komme ich dazu und sortiere in der Mosaikansicht nur noch nach neu und verändert. Artefakte oder kleine Pickelchen, die das System dann als neu oder verändert anzeigt, werden von mir wegsortiert. Man könnte sagen, das Ganze ist ein gemeinsamer Prozess des Filterns. Zum einen durch das System und zum anderen durch mich.

FF Nutzen Sie auch FotoFinder Künstliche Intelligenz? Wie ist Ihre Erfahrung damit?

Prof. Dr. Kurzen  Ja! Bei Muttermalen, die ich selbst nicht eindeutig einschätzen kann, nehme ich die Künstliche Intelligenz dazu und sehe mir den Score an. Ist der Score erhöht, betreibe ich weiterführende Diagnostik entweder in Form der In-vivo-Mikroskopie oder der elektrischen Impedanzspektroskopie.

Wenn die Diagnose dann immer noch nicht eindeutig ist, bespreche ich mit meinen Patienten das weitere Vorgehen – also die Exzision des Muttermals. Wobei man sagen muss, dass meine number needed to excise sehr niedrig ist. Ein größeres Melanom erkennt man, aber wir wollen ja die kleinen Melanoma in situ erkennen und keinesfalls übersehen.

Es ist eine gemeinschaftliche Arbeit zusammen mit dem FotoFinder, die ich leiste. Meine Aufgabe dabei ist, die Bilder zu interpretieren und die Befunde zu besprechen. Dabei zeige ich meinen Patienten die Aufnahmen, damit sie die Untersuchung und Diagnose nachvollziehen können – das gibt ihnen auch Sicherheit.

Kein Hautkrebs-Screening ohne FotoFinder.

FF Wie setzen Sie FotoFinder rentabel in der Praxis ein? Was macht den Erfolg aus?

Prof. Dr. Kurzen  Das Wichtigste ist, mit den Patienten zu sprechen. Man muss klar darstellen, dass die Datenlage derzeit schon so weit ist, dass man an einem Hautkrebs-Screening ohne FotoFinder nicht vorbeikommt.

Und auch ich begebe mich auf dünnes Eis, wenn ich einen Hautcheck ohne FotoFinder mache, denn mir fehlt schlichtweg der Vergleich.

Ich möchte die Technik auch einsetzen, die mir zur Verfügung steht, um die Sicherheit, die ich selbst gerne hätte, auch an die behandelte Person weitergeben zu können. Deswegen empfehle ich die Untersuchung mit FotoFinder – ja schon fast stur – jedem.

Beim nächsten Besuch kann ich durch den Bildvergleich genau sagen, was sich verändert hat. Das wäre ohne FotoFinder nicht möglich. Das wissen meine Patientinnen und Patienten sehr zu schätzen.

Unser ATBM master hat sich sehr schnell amortisiert – bei 200, 300 Patienten pro Monat kann man sich gut ausrechnen, was dabei herauskommt. Man muss nicht groß nachdenken, denn so ein System lohnt sich in jedem Fall!  

FF Was sagen Ihre Patienten?

Prof. Dr. Kurzen  Wenn meine Patienten die Untersuchung mit dem FotoFinder sehen und erleben, sind sie hellauf begeistert; unter ihnen sind viele Technikaffine, Fotografen oder Informatiker.

Manchmal vergrößere ich kleine Härchen an der Nasenspitze absichtlich zu groß heraus oder kann durch das polarisierte Licht beim Body Mapping kleine, rote Äderchen zeigen.

Alle – einschließlich mir – sind durch die hohe Auflösung der Bilder und durch die Sortierung in der Mosaikansicht stark beeindruckt. Diese Standardisierung ist einfach genial!

Auch in Zukunft führt kein Weg an einem Dermatologen vorbei.

FF Wie wird Ihrer Meinung nach die praktische Dermatologie, der Hautcheck, in Zukunft aussehen?

Prof. Dr. Kurzen  Nun, das hängt davon ab, wie viele Dermatologen es in Zukunft geben wird. Die Ärzteschaft wird immer kleiner und der Bedarf wird immer größer.

Ich könnte mir vorstellen, dass zukünftig in großen Zentren oder auch in peripheren Gebieten Systeme für Body Mapping und Dermatoskopie stehen. Die Aufnahmen werden von einer gut trainierten Person gemacht und dann entscheidet sich, ob man für weitere Untersuchungen noch zu einem Hautarzt muss.

Egal, wie die Zukunft aussieht, die Frage ist: Wie kann man sicherstellen, dass etwas frühzeitig entdeckt wird? Und zum anderen wird auch in Zukunft kein Weg an einem Dermatologen vorbeiführen. Zwar kann die Technik fehlende Manpower auffangen 
und Unterstützung leisten, aber ein persönliches Patientengespräch ist immer noch das Beste für eine Diagnose. Somit denke ich, dass wir nicht durch technische Geräte ersetzt werden, sondern diese uns helfen, effizienter und schneller zu werden.

FF Welche drei Tipps würden Sie Ihrem jüngeren Ich rückblickend geben?

Prof. Dr. Kurzen  Ich denke, dass ich diese Tipps bereits beherzigt habe! [lacht] Man soll immer das machen, was einem Spaß macht – das Ganze mit Leidenschaft und ohne Angst!

FF Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, welches?

Prof. Dr. Kurzen  Zum Optimismus gibt es keine vernünftige Alternative. Ich bin ein absoluter Optimist und man sollte sich niemals herunterziehen oder sich die Zukunft schlechtmachen lassen – und dabei den Menschen im Mittelpunkt behalten.

FF Und zu guter Letzt: Wo trifft man Sie in Ihrer Freizeit?

Prof. Dr. Kurzen  Musik spielt in meinem Leben eine sehr große Rolle: Von Chören über Oper bis zur Rockmusik ist alles dabei. Ich spiele selbst Klavier und nehme immer noch Unterricht. Und wenn es nicht die Musik ist, bin ich entweder auf meinem Rennrad unterwegs oder mache einen Spaziergang mit unserer kleinen Cavapoo-Hündin Campina.